Sodun

Missverständnis Ischialgie

 

Ein großer Teil der Krankenkassenkosten wird durch Schmerzen verursacht. Wiederum ein großer Teil dieser Schmerzen betrifft Rückenschmerzen und Ischialgien, die häufig gemeinsam auftreten. Was fühlt man bei einer Ischialgie?

 

Meist sind es Schmerzen, die sich, ausgehend vom unteren Rücken und Gesäß, am Bein nach unten ziehen und bis in den Fuß strahlen können. Egal wie man sich setzt oder legt, es gibt anscheinend kein Entrinnen.
Die herrschende schmerztherapeutische Meinung ist der Auffassung, es handele sich um eine Irritation oder gar Entzündung des Ischiasnerves. Ich vermute, zu diesem Missverständnis kam es, da die quälenden Schmerzen sich subjektiv wie ein entzündeter Nerv anfühlen und der Ischias in der Nachbarschaft dieser Schmerzen verläuft. Wohlgemerkt in der Nachbarschaft, denn abgesehen vom Gesäßbereich in dem die Nähe tatsächlich vorhanden ist, driften Ischiasverlauf und Schmerzempfindung weit auseinander. Der Ischias verläuft an der Innenseite und ab der Mitte des Oberschenkels an der Rückseite des Knochens, während die Schmerzen ausschließlich an der Außenseite des Beins quälen.
Ein weiterer Punkt, der zum kritischen Nachdenken anregen sollte: Ein Entzündungsschmerz kann sich nicht annähernd so unregelmäßig verhalten, wie es bei den Schmerzen der vermuteten Ischialgie der Fall ist.

Wer selbst unter diesem Schmerzbild leidet, kann folgenden Versuch unternehmen: Gerade hinstellen und wenn das rechte Bein schmerzt, den linken Fuß am rechten Fuß vorne vorbei etwas rechts vom rechten Fuß absetzen. Das Körpergewicht ruht auf dem rechten Fuß. Nun mit der linken Hand GUM-SAO nach unten geben und mit dem Rumpf diesem Zug nachgeben und nach links abbeugen, so dass die Beugebewegung im Hüftgelenk entsteht und nicht darüber über dem Becken. Diese Bewegung löst bei diesem Schmerzbild normalerweise einen starken Dehnungsschmerz rechts am Becken und oder entlang der Außenseite des rechten Beines hinunter bis zum Knie aus. Ist dies der Fall, dann sind die Schmerzen nach entsprechender Dehnung schon wahrnehmbar reduziert und ein spezielles Übungsprogramm führt nach einigen Tagen zum Abklingen der Schmerzen und nach längerem Üben zum Abbau der dynamischen muskulären Ungleichgewichte

.
Was aber tut nun weh? Das Leiden der Betroffenen ist ja keine Einbildung.
Aufgrund meiner Erfahrung trifft es so gut wie nie zu, wenn eine Irritation oder Entzündung von Nerven für bestimmte Schmerzen verantwortlich gemacht wird. Ob Ischialgie, Intercostalneuralgie oder Trigeminusneuralgie, stets habe ich festgestellt, dass bis zum Zerreißen überforderte Muskelstränge, die extrem überfordert waren, für die Schmerzen verantwortlich waren. So auch bei der Ischialgie. In der heute herrschenden Schmerztherapie wird meiner Ansicht nach völlig vergessen, nach den wirklichen Ursachen für all diese Schmerzzustände zu fragen, ganz zu schweigen, systematisch danach zu forschen. Wäre das der Fall, und würden im Studium der Medizin Fächer wie Bewegungsanatomie und dynamische Biomechanik intensiver gelehrt, dann hätten Ärzte, die mit Schmerzpatienten zu tun haben, völlig andere, nutzbringende Werkzeuge in der Hand, die Missstände zu erkennen und demgemäß zu therapieren. Welcher Orthopäde, der Patienten an Krankengymnasten überweist, kennt sich im Bereich dieser Disziplin wirklich aus?

 

Grund für die quälenden Schmerzen im unteren Rücken, Gesäß und an der Außenseite des Beines ist ein überlasteter Muskel-Sehnen-Strang, der sich dort entlang zieht. Aufgrund unserer heute völlig unnatürlichen Körperposition beim andauernden Sitzen und wegen fehlender Ausgleichsbewegungen für das Stehen und Laufen, gerät unser gesamter Bewegungsapparat, der über Jahrmillionen für das Klettern in Bäumen konstruiert wurde, immer mehr aus seinem dynamischen Gleichgewicht. Durch die daraus resultierende Fehlbelastung werden die Knorpel der betroffenen Gelenke vermehrt von Verschleiß bedroht und beteiligte Muskelgruppen werden mehr und mehr überbelastet, bis sie im Dauerstress vor Schmerz „schreien“. Zusätzlich projeziert der Körper Warnschmerzen, um die Gelenke vor der drohenden Schädigung zu bewahren.
Der einzige Ausweg aus dieser Situation ist eine Umprogrammierung der beteiligten Muskeln durch entsprechende Dehnungs- und Bewegungsübungen, wie sie speziell im EWTO-ChiKung enthalten sind. Die oben beschriebene Übung kann hierbei den ersten Schritt darstellen.

 

Quelle: EWTO (Europäische WingTsun Organisation)