Sodun

Ein starker Rücken kennt keinen Schmerz?

Die Sackgasse! 

   

Im ChiKung der EWTO spielt das Thema Rücken, Bandscheiben

und Haltung eine tragende Rolle. Damit entspricht die Wichtigkeit

dieses Themas im Unterricht der biologischen Wichtigkeit.

 

Wer die Grundform unseres ChiKung, die Basisform kennt weiß, dass die gleichmäßige Verteilung der Bandscheibenbelastung und die Reduzierung der Gesamtbelastung durch die Optimierung der Haltung und die physiologisch korrekte Einstellung der beteiligten Muskulatur sehr schnell zur Entlastung des Rückens und der Reduzierung der weit verbreiteten Schmerzen führt.
Wer sich in unser ChiKung tiefer hineingearbeitet hat weiß aber auch, dass wir uns in bestimmten Herangehensweisen diametral von der überwiegend angewendeten Lehrmeinung unterscheiden. Dazu stehen wir, begründen es und sind sehr entspannt in der Diskussion mit „Spezialisten“, denn die Erfolge geben uns Recht. Fairerweise muss man dazu sagen, dass es durchaus Ausbildungsrichtungen in der Krankengymnastik oder Physiotherapie, sowie durch lange Erfahrung und Offenheit für Neues in unserem Sinne „richtig“ arbeitende Therapeuten gibt, die unserer Vorgehensweise nahe kommen oder in Teilbereichen sogar übereinstimmen. Dies beschränkt sich aber auf den Bereich der manuellen Therapie und - wenn überhaupt damit gearbeitet wird - Einzelübungen, denn über strukturierte Bewegungssysteme wie unsere EWTO-ChiKung-Formen, die den Patienten die Möglichkeit geben, eigenständig den gesamten Bewegungsapparat immer besser „in Ordnung zu bringen“, verfügen sie im Gegensatz zu uns leider nicht.
Es kommt bei der Beurteilung von Vorgehensweisen also immer darauf an, nicht nur die Systeme insgesamt, sondern das genaue Herangehen in bestimmten Teilbereichen zu beurteilen.

 

Heute wollen wir uns mit der Frage beschäftigen, was den Rückenschmerzgeplagten die Kräftigung des Rückens bringt. Um das Thema noch enger einzugrenzen, soll es um den Bereich der Lendenwirbelsäule gehen. Dort finden sich die weitaus häufigsten Schmerzen und auch die meisten Bandscheibenvorfälle. Die Stärkung der Rückenstrecker und auch der gegenüberliegenden Bauchmuskulatur finden sich als Basistherapie in fast jedem herkömmlichen Ansatz.
Ein bekannter Verfechter der Theorie, dass ein starker Rücken keine Schmerzen kennt, treibt das Ganze auf die Spitze und macht ausschließlich eine zu schwache Rückenmuskulatur im Bereich der Lendenwirbelsäule für das krankhafte und schmerzhafte Geschehen verantwortlich. Schade, denn eigentlich argumentiert er sehr ähnlich wie wir. Er zeigt auf, dass unsere degenerierten Lebens-, Haltungs- und Bewegungsgewohnheiten Ursache für die Rückenschmerzen sind. Er ist damit einer der wenigen, die sich Gedanken über die Ursachen des schmerzhaften Geschehens machen. Denn die Frage nach der Entstehung spielt im schulmedizinischen Geschehen aufgrund fehlender Kenntnisse im Bereich Biomechanik unter den Gesichtspunkten der Maschinendynamik und Erfahrung in angewendeter Bewegungslehre und aufgrund des durch die Ausbildung fehlenden Bewusstseins für tiefer liegende Ursachen keine Rolle. Deshalb sind die herrschenden Therapien auch reine Symptombehandlungen, vor allem das häufige, viel zu frühe und meist unnötige Wegoperieren des Bandscheibenvorfalls.

 

Obwohl wir also in weiten Strecken übereinstimmen, mündet die Lösung des Verfechters eines zu kräftigenden Rückens leider darin, Krafttraining an speziellen Maschinen für die einzige Lösung zu halten. Und darüber hinaus die Dehnung der Muskulatur für unnötig zu erklären, wobei er bei uns natürlich auf Protest stößt, wissen wir doch, dass gerade die Dehnung und Wiedererlangung der notwendigen funktionellen Muskellänge unverzichtbar für die ursächliche Schmerzbehandlung ist.
Das wäre alles auch gar nicht so schlimm, würde nicht eine immer stärkere Kräftigung der Rückenmuskulatur in die Sackgasse einer immer höheren Bandscheibenbelastung führen. Und das Schlimmerweise bei einer täuschenden, vorübergehenden Reduzierung der Schmerzen. Der immer weiter ansteigende Druck führt dann irgendwann dazu, dass die Bandscheiben aufgeben und Verletzungen vorprogrammiert sind. Glücklicherweise findet bei dem speziellen Krafttraining „richtig“ ausgeführt gleichzeitig und augenscheinlich unbemerkt von den Verfechtern eine Mobilisierung und Dehnung statt, die Schlimmstes verhindert. Letztendlich aber ist das der Grund dafür, dass die Schmerzen reduziert werden.
Fitnesscenter im Allgemeinen und Fitnesscenter die speziell nach der Theorie arbeiten, ein starker Rücken kenne keinen Schmerz, sind unserer Meinung nach für die Reduzierung von Schmerzen völlig unnötig. Die ursächliche Beseitigung unphysiologischer Muskelspannungen und die Umprogrammierung des durch langfristiges Fehlbewegen falsch programmierten Gehirns durch unsere ChiKung-Übungen, führt zu korrekter Belastung der Gelenke und Bandscheiben und damit zum Verschwinden der Schmerzen. Das beweisen wir tagtäglich in der Arbeit mit den ChiKung-Schülern der EWTO.
 

Wer als Laie – oder auch Spezialist – den Realitätsgehalt der obigen Ausführungen überprüfen möchte, kann dies mittels Einsatz des gesunden Menschenverstandes (die Instanz in uns, die heutzutage leider viel zu selten genutzt wird, um „Expertenmeinungen“ zu überprüfen) tun und selbst folgende Fragen beantworten:
- Der Schwerpunkt des menschlichen Körpers liegt vor der Wirbelsäule. Ein Mensch trainiert ab dem Zeitpunkt, da er sitzen und später stehen kann, seine Rückenstreckmuskulatur, sonst würde er vornüberkippen. Wie soll es durch dieses lebenslange Training zu zu schwachen Rückenstreckern kommen?
- Wenn die Vermeidung von Rückenschäden nur möglich ist, wenn man an Kraftmaschinen trainiert, wie sie in den speziellen Fitnesscentern der Kette stehen, die der Verantwortliche der Idee vom schmerzfreien Rücken, der stark sein muss, begründet hat: Wie hat es die Menschheit geschafft, Millionen Jahre ohne diese Maschinen zu überleben?

 

Quelle: EWTO (Europäische WingTsun Organisation)